Posted by on 12. Oktober 2006

Hier im „tiefen Süden“ des Ruhrgebietes bilden die Kohlenflöze der ältesten Schichten – der Magerkohle oder auch Sprockhöveler Schichten – ein Kohlental, die sogenannte „Herzkämper Mulde“, die sich bis nach Horath im Westen erstreckt, während sich im Wuppertaler Gebiet unter dem Mutterboden die älteren Schichten des Devon befinden.

Die Herzkämper Mulde hebt sich nach Südwesten heraus. Von der Kirche aus konnten nur noch das unterste abbauwürdige Flöz Dreckbank und Eisenstein abgebaut werden. Nach Nordosten ist von hier aus das wichtigste Flöz unseres Gebietes, das „Hauptflöz“; bauwürdig. Es war das sauberste Flöz: ohne Steine und mit wenig Schwefel.

In diesem Bereich liegt das Bergwerksfeld des Bergwerks „Sieper und Mühler Gruben“, deren Anfänge in das 17. Jahrhundert zurückreichen. Als die Grubenfelder verliehen wurden, war der geologische Zusammenhang von Nord- und Südflügel der Mulde noch nicht erkannt. So hießen die beiden Flügel von Flöz Dreckbank Hohe Bank und Oberste Bank und die von Flöz Hauptflöz hießen Mühler Bank und Hütter Bank.

Die Kohlenvorräte im Raum Sprockhövel waren vergleichsweise gering. Aber der ursprünglich einfache Abbau und vor allem die Nachfrage des bergischen Eisen- und Textilgewerbes nach Steinkohle machten hier den Steinkohlenbergbau und -transport zu prägenden Wirtschaftszweigen.

Es waren die grundbesitzenden Bauern, die auf ihrem Land die als schwarze Streifen erscheinenden Flöze entdeckten und mit ihren Familien und Nachbarn als „Gewerken“ die Kohle abbauten und verkauften. Zuerst wurden die besten Flözstücke abgebaut, aus denen die Kohle mit dem geringsten Aufwand gewonnen werden konnte.

Doch ist auch schon im 16. Jahrhundert für unsere Gegend der Abbau der Steinkohle aus Stollen und die Anlage von Erbstollen zum Ableiten des Grubenwassers aktenkundig und weist auf hohe technische Fertigkeiten in dieser frühen Zeit hin. Es überwog jedoch der einfache, kurzfristige und oberflächennahe Abbau, der zu verbrochenen Gebirgsschichten und Standwassereinbrüchen führte und den späteren Abbau erschwerte.

Erst die Bergordnungen von 1737 und 1766 schufen die gesetzliche Grundlage zum planmäßigen Abbau. Die Gewerken Johann Siepermann und Engel zur Mühlen (Sieper und Mühler Gruben) betrieben auf ihren etwa 5000 Meter langen Grubenfeldern zu dieser Zeit den Abbau geordnet und systematisch und wurden von der Bergbehörde dafür gelobt.

Das Verhältnis zwischen den Gewerken und der staatlichen Aufsicht war vor allem im 18. Jahrhundert jedoch mehr von Konflikten geprägt: Der Staat versuchte, Kontrolle über den Bergbau zu erlangen und die Entscheidungsfreiheit der Eigentümer wesentlich zu beschneiden. Häufig widersetzten sich die Gewerken den staatlichen Vorschriften und Gesetzen und scheuten auch vor Prozessen bis zum höchsten Gericht in Berlin nicht zurück. Dieses Selbstbewußtsein war durchaus berechtigt: Im 18. Jahrhundert zählten die Zechen im Raum Gennebreck/ Haßlinghausen zu den größten in der Grafschaft Mark. Nach Aussagen des Bergmeisters Julius Philipp Heintzmann um 1770 war das Bergwerk Sieper und Mühler „unstreitig das imposanteste in der ganzen Graffschaft Mark“. Als große Zechen galten damals Betriebe, die mehr als zehn Bergleute beschäftigten. So war 1782 die Zahl von 68 Bergleuten in Gennebreck schon gewaltig.

Schwindende Vorräte, die Entwicklung der Dampfmaschnine, günstigere und reichhaltigere Lagerstätten nördlich der Ruhr und Standortnachteile durch den späten Eisenbahnbau in dieser Gegend benachteiligten den Bergbau im Raum Sprockhövel seit Beginn der Industrialisierung zunehmend. 1889 schlossen sich die Bergwerke im Raum Gennebreck zur Gewerkschaft Herzkämper Mulde zusammen, die 1898 mit den Stock und Scherenberger Gruben und 1903 mit der Gewerkschaft Deutschland konsolidierte.

Von einem kurzen Wiederaufleben nach dem Zweiten Weltkrieg abgesehen, wurde im Raum Gennebreck der Bergbau auf Kohle nach dem Ersten Weltkrieg eingestellt.

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