Posted by on 11. Mai 2011

Die Eröffnung des Parks auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Alte Haase am 21. Mai 2000 sollte der Start zu einem lebendigen Gesamtkonzept „Industrie- und Kulturpark“ werden.

Video Alte Haase und Industriepark am Malakowturm

Sprockhövel, Wiege des Bergbaus “Die Stadt blickt auf über 600 Jahre Bergbauvergangenheit zurück.

Die Menschen, die Wirtschaft und die Umwelt sind nachhaltig durch die bergbauliche Vergangenheit geprägt. Bis in die jüngste Zeit war die Bergbauzulieferindustrie das bedeutendste Rückgrat der Sprockhöveler Wirtschaft. Mit dem Industrie- und Kulturpark erfüllt sich das langjährige Anliegen, die industrie- und bergbaugeschichtliche Vergangenheit Sprockhövels anhand von Produktbeispielen und Exponaten zu dokumentieren und den Bürgerinnen und Bürgern öffentlich zugänglich zu machen. An dieser Stelle herzlichen Dank dem Heimat- und Geschichtsverein für sein Engagement zur Beschaffung der Bergbauexponate.” Zitat aus dem Vorwort der Festschrift zur Eröffnung des Industrie- und Kulturparkes Sprockhövel von Herrn Bürgermeister Paul Gerhard Flasdieck im Mai 2000.

Hier auf dem Gelände des Regenrückhaltebeckens, der ehemaligen Kläranlage Niedersprockhövel, stehen etliche Geräte, die das wirtschaftliche Leben Sprockhövels in den letzten 200 Jahren widerspiegeln. Unser Raum ist geprägt von der Kargheit des Bodens, die Ackerbau nicht überall zulässt. Neben der Landwirtschaft gewannen in geringerem Maße Kohle und Eisenerz in Mittelalter und früher Neuzeit wirtschaftliche Bedeutung. So betätigten sich die Bauern auch als Kohlengräber und Waldschmiede. Aus den Kohlengräbern wurden Bergleute, aus den Waldschmieden Schlosser und Schmiede. Zuwanderer brachten neue Ideen und Fertigkeiten mit, so dass sich ein guter Facharbeiterstamm entwickelte.
In diese langsam gewachsene Entwicklung brachen die Napoleonischen Kriege und später die Dampfmaschine mit vehementer Kraft ein. Ideen und Maschinenkraft formten bisher Gewachsenes in kurzer Zeit um. Die Zunftgenossenschaft der “ Sprockhöveler Fabrik “ – die im 18. Jahrhundert gegründete Vereinigung aller eisenverarbeitenden Handwerksbetriebe – zerbrach unter diesen Kräften wie auch die Leibeigenschaft.
Bisher war es so, dass Handwerker und Bauern ihre Produkte herstellten und den Kunden anboten. In der Landwirtschaft sorgte nun die Entdeckung Justus von Liebigs für eine bessere Nutzung des Boden und für höhere Erträge.
In der Kohleförderung leisteten Gustav Düsterloh und Rudolf Hausherr, die beide in führender Position auf der Zeche Alte Haase mit den Arbeitsabläufen unter Tage vertraut waren, ihren Beitrag zur Verbesserung und Erleichterung der Arbeit vor Ort. Ihre Unternehmen entwickelten und bauten die Maschinen, die in den Bergwerken gebraucht wurden. Fast alle Geräte, die hier im Park am Malakowturm stehen, haben mit dem industriellen Umbruch in unserer Region zu tun. Es gab hier Männer, die dem Bau von Bergwerksmaschinen Weltgeltung verschafften.
Wenn man, wie es einem ehemaligen Steiger von Alte Haase geschah, in Kiruna/ Nordschweden gefragt wird, ob man in Ober- oder Niedersprockhövel wohnt, so muß man offensichtlich doch unserem Sprockhövel überregionale Bedeutung zuweisen. Die industrielle Vergangenheit, die für unsere Stadt so bedeutungsvoll ist, soll nicht in Vergessenheit geraten. Die hier versammelten Objekte sollen uns an sie erinnern und uns mahnen, das Mögliche zu tun.

Übersichtskarte über die Standorte der Bergbauexponate

Der Dampfhammer beim Aufbau

Der Dampfhammer wurde im Jahr 1908 von der Firma Brinkmann in Witten hergestellt. Ein vergleichbarer Dampfhammer befand sich in der Zeche Alte Haase. Er diente zur Herstellung von Schmiedestücken, wie diese für den Betrieb in der Zeche notwendig waren.

Das Lüfterrad der Firma Turmag (1920 bis 1993)

Die Firma baute Pumpen, Hochdruckpumpen, Bohrmaschinen und diese verstellbaren Doppelaxial-Grubenlüfter.Lüfterrad der Firma Turmag Diese Lüfter waren wesentlich kleiner als einfache Radiallüfter und konnten deshalb unter Tage eingebaut werden. Ferner konnte man diesen Lüfter durch zentrales Verstellen der Schaufelräder an wechselnde Bedingungen anpassen. Dadurch wurden diese Lüfter wirtschaftlicher betrieben als andere Modelle, die man nur durch Drosseln oder durch Beipässe steuern konnte. Dieses Rad hatte eine Leistung von 1700 kW und konnte bis 22.000 cbm je Minute fördern.

Der Senklader (Fa. Hausherr & Söhne)

Wenn die Bergwerke über 800 m tief sind, verhält sich das Gebirge plastisch und es kann vorkommen, daß der Boden (die Sohle) aufbricht und quillt. Hier leistet der Senklader gute Dienste. Er löst mit seiner aktivierten Schaufel die Steine (Berge) und füllt sie ohne Kippen und Kanten auf einen Gurtförderer oder in Wagen. Hydraulisch schiebt er sich in das Haufwerk und genauso drückt der Schieber hinten in der Schaufel den Inhalt heraus. Dadurch wird der Platzbedarf bei der Arbeit drastisch reduziert. In engen Räumen ein ganz wesentlicher Vorteil.

Grubenwagen

Neben der Lampe und dem Gezähe ( Werkzeug ) ist der Wagen das Gerät des Bergmanns.
Kipploren, in Sand- und Tongruben gern benutzt, sind unter Tage nicht betriebsicher genug: Sie werfen Ihr Oberteil beim Entgleisen ab.
Der Grubenwagen hat einen engen Achsabstand. Er braucht deswegen bei Richtungsänderungen auf der Drehscheibe weniger Raum.
Mit Schieben – hier Schleppen genannt-, Koppeln und Aufgleisen begann der Schlepper den Bergmannsberuf.
Die Wagen waren rollende Bunker, gezogen von Lokomotiven, Haspeln ( Winden), Pferden und geschoben von Männern.
Die Verteilung und der Umlauf der Wagen entschieden mit über eine gute Förderung und wurden genau überwacht. Wenn Wagen fehlten, freuten sich die Kumpel, und der Steiger fluchte. Meist war es umgekehrt. Die Zeche Alte Haase hatte 2000 Wagen und förderte 1200 Wagen je Tag.

Der Abteufkübel

Abteufen ist der Fachausdruck für das Vertiefen der Schächte. Hierzu brauchte man diesen Kübel. Bis 1955 wurden sie nach dem Sprengen mit Schaufeln beladen. Später hatte man einen Bagger an einem zweiten Seil, der diese schwere Arbeit verrichtete. Wenn der Kübel zu Tage gezogen war, verschloß man den Schacht mit einer Klappe und kippte den Inhalt in einen Bunker. Mannschaft, Material, Ziegelsteine und Mörtel wurden ebenfalls damit gefördert.

Das Grubenfahrrad

In einer großen Grube mit weit verzweigtem Streckennetz kann nicht an jeder Stelle ein Elektriker, ein Schlosser, ein Wettermann (Wetter = Luft), ein Sanitäter oder ein Sprengmeister stehen. Diese Leute müssen schnell zur Stelle sein, wenn sie gebraucht werden. Hierbei ist das Grubenfahrrad ein unverzichtbares Hilfsmittel .

Die Seilscheiben

Diese Seilscheiben der ehemaligen Zeche Blankenburg lenkten im Förderturm die Seile von der Fördermaschine in den Schacht um. Der Durchmesser der Seilscheibe mußte zur Vermeidung von Drahtbrüchen 200 x Seildurchmesser betragen.

Der Haspel (Fa. Düsterloh) Haspel klein und groß

Der Haspel erlaubt in der Nähe des Einsatzortes jegliche Zugarbeit. Er zieht Wagen unter die Ladestelle oder am Schacht. Er zieht Material in engen Räumen hoch oder läßt es hinunter. Man kann mit besonderen Typen auch den Ausbau rauben (herausreißen) und später wieder verwenden. Er ist einer der ältesten bergmännischen Maschinen.

Die Brikettpressen

Feinkohle war früher unverkäuftlich. Das Trennen von Kohle und Gestein wird bei fallender Korngröße immer kostenintensiver. Man vermischte deshalb die rohe Feinkohle mit 5 % Teer und preßte das Gemisch zwischen zwei Walzen (Brikettierringe). Produkt waren die allseits beliebten Eierkohlen. Der Aschegehalt war mit 30 % wesentlich höher als der der Nußkohlen, die nur 8 % Asche besaßen.

Die Gießpfannen

Gießpfannen beim Aufbau Die Gießpfannen stammen aus der Eisengießerei Ernst Koch und aus der Gießerei Hammertal. Es sind feuerfest ausgekleidete Gefäße zum Transport des flüssigen Eisens innerhalb der Gießerei und zum Vergießen in die fertigen Formen.

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