Posted by on 27. August 2012

von Uwe Peise im Mai 2012, ergänzt 11/12

(Befahrungsvideo findet Ihr auf unserem Youtube Kanal)

Etwa 650 Jahre ist der Bergbau auf Kohle und Eisen in den Ruhrbergen umgegangen.
Der Schlebuscher Erbstollen ist der längste Erbstollen des gesamten Ruhrgebietes mit 130 Lichtlöchern und führt heutzutage im Durchschnitt 18 Kubikmeter Wasser pro Minute aus den ca. 40 Quadratkilometern Einzugsgebiet mit seinen alten Grubenbauen ab.
„Der Schlebuscher Erbstollen, die bedeutendste Anlage ihrer Art im Ruhrgebiet, erbringt heute noch den Beweis, daß in den Zeiten geringen technischen Könnens der Bergbau vor schwierigen Aufgaben nicht zurück schreckte, sie vielmehr mit zähem Willen und eiserner Beharrlichkeit zur Ausführung brachte.“ So schrieb Ewald Rumscheid aus Silschede bereits im Jahre 1930 über den Erbstollen.
„Man kann kaum ermessen, was für ein riesiger Aufwand getrieben wurde, um diesen Stollen zu verwirklichen. Nachdem die oberen Kohlenvorräte abgebaut waren, musste ein tieferer Wasserabfluss her, um die tieferen Flözteile zu erreichen.“

 

Im Jahre 1765 begannen die Arbeiten an diesem Jahrhundertbauwerk.
Am 10.6.1765 wurde der Schlebuscher Erbstollen (auch Trapper Tiefer Erbstolln genannt) gemutet durch die Schlebuscher Kohlberg Gesellschaft. Die Belehnung mit der Erbstollengerechtigkeit erfolgte erst am 26.1.1788.
Die ersten Meter wurden als „Graben“ aufgefahren, der anschließend mit schweren Steinplatten abgedeckt wurde. Der Erbstollen beginnt 87 Metern über NN bei Wetter (zwischen Oberwengern und Wengern) am Stollenbach beim Hof Backhaus. Der Vortrieb erfolgte Anfangs ausschließlich mit Schlägel und Eisen, erst später begann man mit Schwarzpulver zu schießen (Sprengen). Dieses war anfangs kaum möglich, da die Verbrennungsgase nicht abzogen. Die ursprüngliche Höhe betrug 1 Lachter, Breite ½ Lachter. (1 Lachter = 2,09m) Nach 15 Jahren Arbeit war der Stollen 1045 Meter lang, man schaffte also im Durchschnitt knapp 70m pro Jahr und es erforderte bis zum Erreichen des ersten bauwürdigen Kohlenflözes hohe Zubußen (Investitionskosten). Das Gestein, hauptsächlich Ruhrsandstein, musste aus dem Fels geschlagen und abtransportiert werden. Auch war die Wetterführung problematisch, da die Höhe der Lichtlöcher für die damalige Zeit große Höhen erreichten, die mit jedem Lichtloch auch noch zunahm. Diese wirkten aber wie Schornsteine, und nur durch frische Luft konnten die Bergleute vor Ort längere Zeit Ihrer Arbeit nachgehen. Man legte somit in regelmäßigen Abständen Lichtlöcher zur Bewetterung an, es blieb aber immer nur das Letzte offen, weil man nur so eine ausreichende Luftzufuhr vor Ort hatte. Die anderen wurden wieder verfüllt oder abgedeckt.

Die Lichtlöcher dienten auch dazu, die Berge nach über Tage zu schaffen, Material in den Stollen zu bringen und zur Einfahrt der Belegschaft. Die ersten 2,4 km Vortrieb erfolgten fast ausschließlich in festem Gestein (Sandstein) ohne Ausmauerung.

Der Fahrschacht

Bis zum Fahrschacht befanden sich 2 Lichtlöcher, direkt oberhalb des Fahrschachtes befindet sich LL3.
Das erste Lichtloch nach dem Fahrschacht befand sich auf dem Gebiet der Ziegelei auf dem jetzigen Bönnhöffschen Gut, LL5 hinter dem Mühlberg, LL6-10 am Fuße des Sandberges entlang,

dann Kempers Wald und bei Langewiesche. Dann folgten noch 5 weitere bis das Flöz Trappe erreicht wurde.

Alle Lichtlöcher sind verschlossen oder am Stollen abgemauert und verschüttet. Als Lichtloch wurden  auch Schächte der Zechen Löwe (am Zweibäumer), Friedrich Wilhelm (am Dellwig), Friederika (am Hülsey), Konstanz v St. Peter (am Winkel) benutzt, da Sie ja schon einen großen Teil abgeteuft und ausgebaut worden waren.

Blick in ein Lichtloch von oben

Alle Lichtlöcher waren 1 Lachter lang und ½ Lachter breit und die ersten ca. 10m in Trockenmauerung bis zum festen Gestein  gebaut worden. Diese sind nun bis zu 250 Jahre alt und nie ist eines eingestürzt.

Sobald nach 2,4km 1804 der Erbstollen das erste abbauwürdige Flöz Trappe (Dreckbank laut Einheitsbezeichung) erreichte, wurde zum ersten Mal mit Ihm durch das  Ableiten von Wasser Geld verdient. Nun konnten die Lichtlöcher auch als gebrochener Schacht teilweise schräg im Flöz günstiger durch das nun schon über 100 Meter hohe Deckgebirge an die Tageoberfläche geführt werden. Im ganzen Erbstollen wurde ein „Eichen Steg“ über hölzerne Einstriche (Querträger) eingebaut. Dieser verbesserte die Wetterführung durch eine Zweiteilung des Stollens, als auch den Transport durch aufgebrachte Schienen und die Begehung. Diese Schienen dienten aber weniger der Förderung, als mehr dem Materialtransport. Kohlen- und Eisenerzabbau wurde nur minimal betrieben. Die Besitzer des Stollens lebten somit hauptsächlich vom Flußgeld der angeschlossenen Zechen. Nun nach 45 Jahren Zuschusswirtschaft war es so weit und es wurde jetzt zum ersten Mal mit dem Stollen Geld verdient. Die Länge betrug damals ca. 2,4 km. Auch hier waren die Erbstöllner Gewerke der einleitenden Zeche (hier Trappe) wie es so oft der Fall war.

Ca. 400 m weiter wurde der Schlehbuscher Erbstollen verstuft und später als Dreckbänker Erbstollen weitergeführt

Am 17.8.1819 erhielten die Erbstöllner endlich das Recht in Form einer Erbstollen Belehnung, den auch Trapper Erbstollen genannten Schlebuscher Erbstollen, der bis jetzt nur die Zechen Trappe und Sct. Peter entwässerte, bis Sprockhövel Horath voranzutreiben. Ziel war es die gesamt Herzkämper Mulde durch diesen Stollen zu entwässern und somit erhebliche Kohlenvorräte abbaubar zu machen. 1835 war der Stollen nur ca 400 m weiter in das angrenzende Grubenfeld der Zeche Dachs und Grevelsloch vorangetrieben worden. Im selben Jahr nach 4331m und der Druchfahrung des Feldes der Gewerkschaft Trappe wurde der Stollen kurz vor dem Schacht Rudolf der Gewerkschaft Dachs und Grevelsloch verstuft (die bischerigen Erbstöllner hatten kein Interesse mehr am Vortrieb).

Eine weitere Auffahrung lohnte sich für die Gewerken (Besitzer) nicht, weil eine Einigung mit den folgenden zu entwässernden Grubenbesitzern über die Beteiligung an den Kosten des weiteren Vortriebes und des Preises der späteren Entwässerung Ihrer Grubenbaue nicht zu Stande kam. Dem bergbehördlichen Bericht ist damals zu entnehmen: “ … Die Gewerkschaft hat die Lust verloren, den Stollen weiterzutreiben…“ Hier kommt nun die Gewerkschaft Dreckbank ins Spiel. Sie trug am 24.4.1840 vor, Ihr die weitere Erbstollen Gerechtigkeit zu verleihen, um den Stollen selber vorantreiben zu können.

Am 4.2.1841 wurde auf Hinwirken des Bergamtes und der westlichen nicht so tief entwässerten Zechen die Belehnung auch verliehen. Der Erbstollen konnte nun unter dem Namen Dreckbänker Erbstollen, durch die Gewerkschaft der Zeche Dreckbank, die nun das Erbstollenrecht erhalten hat, vorangetrieben werden. Vorwiegend im Flöz Striepen (Einheitsbezeichung Flöz Neuflöz).

Die Kosten wurden auf die 12 zu entwässernden Gruben verteilt: Stöcker sowie Stock und Scherenberger Hauptgrube je 12/64; Sieper Mühler 9/64; Nachtigall 6/64, Leveringsbank 6/64; Concordia 4/64, Neuglück 4/64, Glück Auf 4/64; Friedrich Wilhelm 2/64, Dreckbank 2/64, Buschbank 2/64; Dachs u Grevelsloch 1/64.

1841 ergab eine Durchflußmessung beim alten Schacht Friederika schon beachtliche 3,7 Kubikmeter Wasser pro Minute. Diese Messungen waren auch nötig um das Wassereinfallgeld/Erbstollengebühr oder Flußgeld festzulegen. Dieses war i.d.R. 1/9 der Förderung der gelösten Zechen. Falls das Stollenneunte nicht zu Grunde gelegt worden war, war dieses frei verhandelbar. So 1839 bei der Zeche Dachs und Grevelsloch der 15te Teil der Förderung. 1842 war der Wasserstand laut Befahrungsbericht knapp 50 cm, bei Befahrungen des Abeitskreises Wetter des Fördervereins Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e.V. waren Messungen heutzutage teilweise gut doppelt so hoch. Nach Regenperioden ist eine Befahrung auf Grund der Wassermengen und Höhe sogar gar nicht möglich. Ebenso den größten Teil des Jahres auf Grund lebensgefährlich hoher CO2 Konzentrationen auf Grund der oxidierenden Kohlenreste der mit Feinkohle und Kohlenresten verfüllten Strecken und Flöze.

Die Bergbehörde hatte auch immer ein Auge auf den „ordnungsgemäßen“ Zustand. So wurden 1842 3 Bergleute verdonnert das Dachs und Grevelslocher Stück rein zu schlämmen und die Berge und Schlamm ins Trapperflöz zu verfüllen. Dazu alles schlechte Holzwerk nach Anweisung der Grubenbeamten zu erneuern. Pro Lachter gab’s 12 Silbergroschen Lohn für die Bergmänner.

Am 31.12.1847 waren weitere 2436m ab der Verstufung vorangetrieben, 1854 wurde nachweislich weiter Aufgefahren und 1855 waren es schon 5030m ab der Verstufung. 1859 waren insgesamt mit dem Schlebuscher Erbstollenteil 9625m erreicht , 1861 Gesamtlänge: 10665 m, was einen beachtlichen Vortrieb von einem guten Kilometer pro Jahr entspricht. 1854 wurde Schacht Rudolph der Zeche Dachs & Grevelsloch (Gevelsberg-Silschede) tiefergeteuft bis zur Dreckbänker Erbstollensohle = 132 m(+90 m NN)

Zahlreiche Flügelörter wurden zur Lösung von gut einem Dutzend weiterer Berechtsamen errichtet. So z.B. 1863 Vereinigte Concordia, welche im Sirrenberg in Sprockhövel beheimatet war. 1865 wurde eine Länge von 12362 m des gesamten Erbstollens vermerkt, was schon fast der endgültigen Länge entsprach. 1866 erfolgte ein Durchschlag mit Gegenort von Sieper & Mühler, so das die Herzkämper Mulde nun auf ganzer Länge in den Dreckbänker Erbstollen entwässert werden konnte. 1870-1875 erfolgten weitere Durch und Lösungsquerschläge mit den Grubenbauen von Ver.Stock & Scherenberg und Sieper & Mühler, so dass nun alle Flöze der Herzkämper Mulde über das tiefe Niveau des Dreckbänker Erbstollen entwässert werden konnten. 1887 erwarb die Zeche Ver.Trappe den Schlebuscher Erbstollen, da die Erbstöllner hier auch Gewerke der Zeche waren lag das Nahe.

1890 war es dann so weit. Es erfolgte die Einstellung des Erbstollenvortriebes im Feld Sieper & Mühler am Bahnhof Schee. Verlauf des Erbstollens: Oberwengern – Bahnhof Silschede – Bahnhof Hiddinghausen – Bahnhof Schee.

Die Imposanten Daten des Erbstollen summierten sich nun auf eine Gesamtendlänge ab Stollenmundloch inkl Querschläge: ca. 20 km, davon etwa 15 km in Flözen (hauptsächlich in Flöz Striepen = Neuflöz) und ca. 5 km im Gestein, max.Teufengewinn und eigentlicher Endpunkt am Schacht Hövel 175 m bei einer Länge von 12862 m ab Mundloch (ehemalige Zeche Herzkämper Mulde). Inkl. Gegenort von Schacht Neu Herzkamp 15km, bis Entwässerungsgrenze kurz vor dem Deilbach Schacht Albetine 16,5km. Gesamtentwässerungsbereich: fast 40 km². Minimalstes Gefälle 1:4000 im Bereich der Zeche Deutschland zwischen Schacht Ulenberg und Schacht Beust, 1:2250 im Bereich der Zeche Trappe. Maximales Gefälle 1:200 Gegenort hinter Schacht Hövel Richtung Westen/Schacht Neu Herzkamp.

1893 war die gesamte Zeche Herzkämper Mulde gelöst und es erfolgten nur noch Erhaltungsarbeiten.

Durch den Erbstollen gelöst waren nun: St.Peter, Ver.Trappe, Dachs & Grevelsloch, Ver.Nachtigall & Neuglück, Leveringsbank, Ver.Kaninchen, Hasenberg, Ver.Stock & Scherenberg, Ver.Glückauf, Sieper & Mühler sowie Eisensteingruben Haßlinghausen und Herzkamp.

1919 erfolgte die Lösung der neu in Betrieb genommenen Zeche Kleine Windmühle (Sprockhövel-Sirrenberg), über den selben Querschlag der schon früher die Zeche Vereinigte Concordia gelöst hatte.

1925 erfolgte die völlige Einstellung des Kohlenbergbaus im Haßlinghauser Raum durch die Schließung der Zeche Deutschland (Erzbergbau bereits 1911 eingestellt)

1959 fiel die Erbstollengerechtigkeit des Dreckbänker Teils durch Erklärung des zuständigen Bergamtes ins Freie, nachdem der Erbstollen nicht mehr instandgehalten worden war (Eigentümer bis dahin: Bergbau AG Constantin der Große).

Nachdem noch einige Nachkriegszechen in den Erbstollen Ihre Grubenwässer einleiteten verlor am 28.2.1967 mit der Stillegung der letzten Zeche Neu-Wülfingsburg der VEW in Silschede der Erbstollen endgültig seine Bedeutung.

Da der Stollen mit der Ruhr in Verbindung steht wurden gerade in Zeiten des Hochwassers Fische und Krebse aus der Ruhr sogar bis zu mehrere Kilometer aufwärts gesehen. Sie wurden farblos, bleich und schwimmen auf das Licht der Lampen zu. Auch ein Fischotter ist schon im Stollen gesichtet worden.

„Somit blicken wir auf fast 250 Jahre zurück die der Schlebuscher Erbstollen die Wasser der Herzkämper Mulde nun zur Ruhr führt.
Aber die kleine Zeitreise in die Vergangenheit, zeugt doch von ehrlichem Streben, praktischem Können und zielsicheren Wollen der damaligen Bevölkerung, die für damalige Verhältnisse, wie wir heute, Bahnbrecher des Fortschrittes gewesen sind.“

Heute ist im Berggrundbuch immer noch zugunsten der AVU Aktiengesellschaft für Versorgungs-Unternehmen eine als „Steinkohlenzeche Schlebuscher Erbstollen“ bezeichnete Berechtigung eingetragen. In den Sonderbeilagen des Amtsblattes für den Regierungsbezirk Arnsberg ist der Schlebuscher Erbstollen im Rahmen der öffentlichen Aufforderung nach §149 Abs. 2 BbergG aufgeführt (Amtsblatt lfd. Nr. 20)

Am 16.10.1984 hat die AVU die Erbstollengerechtigkeit dem LOBA NTW angezeigt und die Aufhebung beantragt, was das LOBA aber ablehnte mit Verweis auf §§ 158 Abs 1 BbergG, 223 Abs. 2 ABG anwendbaren Bestimmungen der Cleve-Märkischen Bergordnung von 1766, die keine Rechtsgrundlage für einen Verzicht enthält.

Laut Cleve-Märkische Bergordnung von 1766 (abgelöst 1.10.1865 durchs Preußische Allgemeine Berggesetz) erlischt die Erbstollengerechtigkeit erst mit
-Verbrechen
– Verstufung (Übernahme des nur teilweise getriebenen Stollens durch einen anderen)
– Freimachung eines nicht mehr betrieben Stollen
– Enterbung (wenn unter einem Erbstolen ein anderer Erbstollen eingetrieben wird, hier mind. 7 Lachter)

Ähnlich im Preußischen Allgemeinen Landrecht. Da der Stollen noch heute der Wasserlösung der gesamten Herzkämper Mulde dient ist keiner der vorgenannten Erlöschungsgründe eingetreten.

Auch das BGB von 1900 beendete es nicht. Gemäß Art 67 EGBGB bleiben alle dem Bergrecht angehörigen Vorschirften unberührt, ebenso BbergG § 149 Abs. 1 Nr 9.

Nach § 20 BBergG kann die Aufhebung der Erbstollengerechtigkeit herbeigeführt werden. Da die AVU aber andere Teile wie die Angeschlossene Zeche Neuwülfingsburg, welche Sie als Rechtsnachfolger der damligen Kreiswerke, welche die Zeche 1940 kauften, noch besitzt und eine teilweise Aufhebung nicht zulässig ist, befindet sich der Stollen noch im Zuständigkeitsbereich der AVU.

Noch mal Herr Rumscheid: „Der Schlebuscher Erbstollen ist ein Kulturgut der Heimat, das verdient, der Vergessenheit entrissen zu werden.“

Und genau das ist eine unserer Aufgaben die wir zu lösen haben!

Ab 2002 hat der Arbeitskreis Wetter/Herdecke mit freundlicher Unterstützung und Genemigung der AVU damit begonnen, den Stollen zu dokumentieren und Instand zu halten, soweit es Personal, Ausrüstung und Kapital zulassen.

Glück auf!



Timeline:
Schlebuscher Erbstolln (Wetter-Wengern-Schlebusch)

(ursprünglich genannt Trapper Erbstolln, Tiefer Schlebuscher Stolln, Tiefer Schlebuscher Erbstolln)
1780-90 erstmalige Benennung des Trapper Erbstollns als Schlebuscher Erbstolln, erste Lösung der Zeche Stock & Scherenberger Hauptgrube
1786    genannt „Tiefer Schlebuscher Stolln“, Länge: mehr als 500 Lachter, Stollenhöhe: 9/8 Lachter (= 2,35 m), Stollenbreite: ½ Lachter (= 1,05 m)
1787    genannt Tiefer Schlebuscher Erbstolln, in Nimayers „Carte Speciale des mines du District de Wetter“ aufgeführt
1788    26.1. Verleihung Trapper Erbstollnrecht (nur für die Aufschließung des Tiefsten des Feldes der Zeche Trappe)
1819    17.8. Verleihung Erbstollenrecht mit der Erlaubnis zur Auffahrung bis Sprockhövel-Horath und dem Recht zur Lösung anderer Berechtsamen
1825    Teufen Schacht Constanz durch Zeche St.Peter: dieser Schacht diente zusätzlich als Lichtloch für den Erbstollen
1827    aus dem Bericht des Märkischen Bergamtes: „… so der wich    tige Schlebuscher Erbstolln aus dem gelösten Feld von St.Peter südwestlich querschlägig nach der Zeche Dachs & Grevelsloch, in Übereinstimmung mit seiner Bestimmung zur tieferen Lösung der für den bergischen Debit so wichtigen Stock & Scherenberger Hauptgrube …“,

Planung zur Auffahrung bis ins Sprockhöveler Revier, jedoch Auftreten schlagender Wetter auf der Zeche St.Peter und deshalb für kurze Zeit Stundung, dann Weiterauffahrung
1831    langsame Weiterauffahrung
1833    im bergbehördlichen Jahresbericht keine Erwähnung
1834    kein Vortrieb, Gesamtlänge einschließlich Flügelörter: etwa 5,5 km
1838    bergbehördlicher Bericht: „… Die Gewerkschaft hat die Lust verloren, den Stollen weiterzutreiben …“
1839    Beschluß zur Wiederaufnahme des Vortriebs ins Herzkämper Revier nach Kostenbeteiligungszusage der dortigen Zechen: seigerer Teufengewinn etwa 30 Lachter; trotzdem Ruhen des Vortriebs
1840    kein Vortrieb, da die Eigentümer keine weiteren finanziellen Aufwendungen beabsichtigen, nur Erhaltungsarbeiten
1841    4.2. Übertragung der Erbstollenberechtigung durch die Bergbehörde auf die Zeche Dreckbank und Bildung einer neuen Gewerkschaft zur tieferen Lösung der Berechtsamen im Herzkämper Revier; Verstufung bei 2070 Lachtern = 4331 m ab Stollenmundloch (Verstufung befand sich zwischen Trappe und Dachs & Grevelsloch nahe dem Schacht Rudolph der letzteren Zeche); ab Verstufung Beginn Weiterauffahrung als Dreckbänker Erbstollen (s. dort), 2 t Kohlenförderung
1845    118 t, 1-6 B (aus dem Teil Schlebuscher Erbstolln)
1847    12 t, 1-14 B
1881    35 t, 12 B
1882    7754 t, 40 B
1883    nur noch Erhaltungsarbeiten, 2 B
1887    Konsolidation der Berechtsame mit Ver.Trappe

 


Dreckbänker Erbstollen (Wetter-Oberwengern bis Sprockhövel-Herzkamp)

Wichtigster Erbstollen des Ruhrbergbaues, Stollenmundloch am Stollenbach beim Hof Backhaus in Oberwengern. Zunächst Auffahrung als Trapper bzw. Schlebuscher Erbstolln (auch Trapper Tiefer Erbstolln genannt, s. Trapper Erbstolln); zahlreiche Flügelörter zur Lösung der einzelnen Berechtsamen. Gegen 1840 wurde der Vortrieb gänzlich eingestellt, da die besitzende Gewerkschaft nach Lösung ihrer eigenen Berechtsamen kein Interesse mehr daran hatte.

Am 4.2.1841 ging die Erbstollengerechtigkeit daraufhin an die Gewerkschaft und Zeche Dreckbank über, welche eine tiefere Lösung ihrer und anderer Grubenfelder beabsichtigte. Letztere sollten gegen Kostenbeteiligung gelöst werden. Hierzu gehörten: Nachtigall, Neuglück, Leveringsbank, Stöcker Hauptgrube, Stock & Scherenberger Hauptgrube, Concordia, Friedrich Wilhelm, Glückauf, Sieper & Mühler, Dachs & Grevelsloch, Buschbank.

Länge des bereits aufgefahrenen Erbstollens ab Mundloch bis zur Verstufung (= Ansatzpunkt der Neuauffahrung): 2070 Lachter = 4331 m.
Ab Verstufung nun Benennung: Dreckbänker Erbstollen.

1841    Beginn der Weiterauffahrung, vorwiegend in Flöz Stríepen, nachfolgend rascher Vortrieb, Anlegung von kleinen Schächten und Lichtlöchern zur Bewetterung usw., gleichzeitig in unregelmäßigen Abständen auch Kohlen- und Erzabbau, 9 preußische Tonnen
1845    mit Nachtigall und Neuglück Bildung einer Betriebsgemeinschaft zum Teufen eines gemeinsamen Schachtes (s. Nachtigall, Neuglück & Dreckbänker Erbstollen), 8806 Scheffel, 46 B
1846    572 t, 46 B
1847    31.12. Erbstollenlänge ab Verstufung: 1166 Lachter
1850    1197 t, Zubuße
1854    Weiterauffahrung des Erbstollens & Tieferteufen Schacht Rudolf von Dachs und Grevelsloch bis zur Dreckbänker Erbstollensohle = 132m (+90m NN)

1855    Länge ab Verstufung: 2404 ¼ Lachter = 5030 m, 145 Lachter langes Flügelort nach Norden zur Lösung von Ver.Kaninchen, 961 ½ preußische Tonnen, 49 B
1858    kein Vortrieb
1859    Gesamtlänge ab Stollenmundloch: 9625 m
1861    Gesamtlänge: 10665 m
1863    Ansetzen Flügelort zur Lösung des Tiefsten von Ver.Stock & Scherenberg, Friedrich Wilhelm und Concordia
1864    Beteiligung fast aller gelösten und noch zu lösenden Bergwerke am Erbstollen
1865    folgende Bergwerke durch den Erbstollen gelöst: St.Peter, Ver.Trappe, Dachs & Grevelsloch, Ver.Nachtigall & Neuglück, Leveringsbank, Ver.Kaninchen, Hasenberg, Ver.Stock & Scherenberg, Ver.Glückauf, Sieper & Mühler sowie Eisensteingruben Haßlinghausen und Herzkamp; Gesamtlänge ab Stollenmundloch: 12362 m, auch Kohlenabbau
1866    Durchschlag mit Gegenort von Sieper & Mühler
1867    kein Kohlenabbau
1870    Durchschlag mit den Grubenbauen von Ver.Stock & Scherenberg
1873    Kohlen- und Erzabbau, 28 B
1874    34 t
1875    Auffahrung Lösungsquerschläge nach Ver.Stock & Scherenberg sowie Sieper & Mühler
1876    Kohlenabbau
1882    nur Wasserabführung
1885    nur Wasserabführung
1887    Erwerb durch Zeche Ver.Trappe
1890    Einstellung Erbstollenvortrieb im Feld Sieper & Mühler am Bahnhof Schee; Verlauf des Erbstollens: Oberwengern – Bahnhof Silschede – Bahnhof Hiddinghausen – Bahnhof Schee, Gesamt- = Endlänge ab Stollenmundloch: 15 km, davon etwa 12 km in Flözen (hauptsächlich in Flöz Striepen = Neuflöz) und ca. 3 km im Gestein, max.Teufengewinn am Schacht Hövel (ehemalige Zeche Herzkämper Mulde, 12862 m ab Mundloch): 175 m, Gesamtentwässerungsbereich: ca. 36 km²
1893    Zeche Herzkämper Mulde gelöst, nur noch Erhaltungsarbeiten
1894    nur Wasserlösung von Ver.Stock & Scherenberg, Deutschland und Herzkämper Mulde (durch diese je 1/3 Kostenübernahme entsprechend ihren Besitzanteilen) sowie als Nachfolger des Trapper Erbstollns Lösung von Ver.Trappe, max. gewonnene Teufe: 136 m seiger
1895    5 B
1898    1 B
1899    kein Beschäftigter mehr
1902    Gesamtlösung der neu konsolidierten Zeche Deutschland, sämtliche Kuxe bei Deutschland
1916    21.1. Hereinbrechen der Verfüllmassen aus dem alten Schacht Constanz der ehemaligen Zeche St.Peter, 26.2. Umfahrung an der Verbruchstelle wird durchschlägig
1919    Lösung der neu in Betrieb genommenen Zeche Kleine Windmühle (Sprockhövel-Sirrenberg)
1925    völlige Einstellung des Kohlenbergbaus im Haßlinghauser Raum (Erzbergbau bereits 1911 eingestellt)
1930    Stillegung Kleine Windmühle, damit keine Zeche mehr angeschlossen
nach 1945 Wiederaufleben des Kohlenabbaus mittels Kleinzechen: Neu-Wülfingsburg führte die gesamten Grubenwässer durch den Erbstollen ab, ebenso die Kleinzeche Ulrich einen geringen Teil der zufließenden Wässer; jedoch wurde der Einbau einer druckfesten Dammtür notwendig, da der Erbstollen inzwischen auf großen Längen verschlammt und es nach Regenperioden wiederholt zu Wasserrückstau gekommen war
1959    Erbstollengerechtigkeit fällt durch Erklärung des zuständigen Bergamtes ins Freie, nachdem der Erbstollen nicht mehr instandgehalten worden war (Eigentümer bis dahin: Bergbau AG Constantin der Große); Erbstollen nicht mehr befahrbar (Nur des Dreckbänker Teiles ab Zeche Trappe!)
1967    28.2. Stillegung von Neu-Wülfingsburg, Erbstollen verliert endgültig seine Bedeutung, seitdem vermutlich verbrochen


 

Quellen:

Joachim Huske: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier. Daten und Fakten von den Anfängen bis 1997 (= Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum 74). 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Selbstverlag des Deutschen Bergbau-Museums, Bochum 1998, ISBN 3-921533-62-7.
Märkisches Jahrbuch der Geschichte Bd. 43 (1929-30) Rumscheid, Ewald: Der Schlebuscher Erbstollen.
Das Berg, Hütten und Gewerbe Wesen des Regierungs-Bezirkes Arnsberg Jacobi Ludw. Herrm. Wilh.  1857
Bezirksregierung Arnsberg (Abteilung Bergbau und Energie in NRW)
Berggrundbuch von Esborn Bd 3 Bl 85A
Bundesanzeiger 11.4.1984 ; 19.5.1984
Sonderbeilagen des Amtsblattes für den Regierungsbezirk Arnsberg (Amtsblatt lfd. Nr. 20)
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen
Stilllegungsplan der Gewerkschaft Deutschland 1925
Fotos, Instandhaltungs und Forschungsbefahrungen Bergbauaktiv NRW / Uwe Peise
 

 

Posted in: Bergbau in Wetter

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