Posted by on 10. März 2015

Auch hier in Bredenscheid bei Hattingen an der Ruhr ging seit Jahrhunderten der Kohlebergbau um und führte über das Graben im Ausgehenden der Flöze über den Stollenbergbau wie z.B. der Zechen „Hoffnungsthal“, „Wodan“, „Rabe“, „Johannessegen“ und „Hüllsiepenbank“ bis zum dann nötig werdenden Tiefbau, welcher jedoch allzu schnell wieder endete.
Interessant ist, das die Industriealisierung des Ruhrgebietes zudem schon um 1850 durch belgisches, englisches und französisches Kapital vorangetrieben wurde. Gerade im Bergbau erfolgten solche grenzüberschreitenden Investitionen.
Auch der Übergang zum Tiefbau hier in Bredenscheid setzte, neben noch ausreichend großen anstehenden Kohlenvorräten, erhebliche Investitionen für die Tiefbauschächte, Tagesanlagen, Kohlenwäschen, Vorrichtungen und Infrastruktur voraus. Die 1884 hier eröffnete Eisenbahnlinie Hattingen – Wuppertal Wichlinghausen, die wenige 100m neben der neuen Zechenanlage vorbeiführte, war schon einmal eine gute Vorraussetzung.
Der erste Schritt in Richtung „Großzeche“ erfolgte 1897, als die Zechen Hoffnungsthal, Wodan, Rabe, Johannessegen, Hüllsiepenbank, Jalousie, Prinz Wilhelm, Gustav Carl, Diedrich Carl und Siegeskranz zur neu gegründeten Gewerkschaft Hoffnungsthal konsolidierten. Aber dieser Schritt reichte zum überleben nicht aus.Schon 1899 wurden vom mülheimer Unternehmer und Bankier Leo Hanau alle Kuxen (Anteile) der Gewerkschaft Hoffnungsthal in die neugegründete „S.A des Charbonnages Westphaliens (Westfälische Kohlenwerke AG)“ mit Verwaltungssitz und Betriebsstätten (21 Hektar Grundbesitz) in Bredenscheid bei Hattingen (Ruhr) eingebracht. Hanau erhielt für die von ihm gehaltene Gewerkschaft Hoffnungsthal im Gegenzug 8.333 Aktien und die 25.000 Genussscheine der Gesellschaft.

Die Charbonnages Westphaliens, nun im Besitz sämtlicher Kuxe der Gewerkschaft Hoffnungsthal , setzte im Schacht Hoffnungsthal 2 die 2. Tiefbausohle an. 1900 förderten 161 Beschäftigte 20989 t Kohle.
Andere, ältere Stollenbetriebe wurden stillgelegt. Damit war der Zechenbetrieb aber nicht mehr wirtschaftlich und wurde schon im Jahr 1902 stillgelegt. In der Folge ging im Jahre 1905 die Gesellschaft in Konkurs.

Schachtanlage Hoffnungsthal 1905
Schachtanlage Hoffnungsthal 1905

Das Grubeneigentum wurde am 25.9. von einer neugegründeten Gewerkschaft Johannessegen erworben und auch so rückbenannt.

Zeche Johannissegen um 1910

Deren sämtliche Kuxe wurden von der 1906 als Auffanggesellschaft gegründeten „S.A. des Charbonnages de Hattingen sur Ruhr“ (deutsch: Hattinger Kohlenwerke AG) mit Sitz in Brüssel von belgischen Banken übernommen.
1906 förderten wieder beachtliche 486 Beschäftigte 144502 t Kohle.

Schachtanlage Johannessegen, vorher Hoffnungsthal 1906
In der Mitte des Bildes ist die Bahnlinie (heutiger Radweg) zu erkennen. Rechts neben dem Schornstein sieht man die Sandsteinbrücke, die auch heute noch dort über den Radweg führt, direkt vor dem ehemaligen Bahnhof Bredenscheid (heute Spielplatz).

Nach mehreren Zukäufen und diversen Umorganisationen wurden die Kuxe der Gewerkschaft Johannessegen 1919 und die Kuxe der „Gewerkschaft Barmen“ und „Alte Haase“ an die „Gewerkschaft Lothringen“ in Bochum verkauft. Diese war bereits am 16.10.1902 in die „Bergbau-AG Lothringen“ umgewandelt worden. 1921 wurden „Johannessegen“, die „Gewerkschaft Barmen“ und die „Alte Haase“ in „Alte Haase“ I, II und III aufgeteilt.

Trotz achtmonatiger Streiks der Bergarbeiter der Zeche Alte Haase in Sprockhövel erfolgte der Konkurs am 16.11.1925.
Die Bergbau AG Lothringen verkaufte auf Grund der Streiks, mit dem sich sogar der Reichstag in Berlin befasste, 1926 die Gewerkschaft Alte Haase an das Rheinisch-Westfälische Kohlensyndikat in Essen. Für 4 Mio. RM wurde sie anschließend durch die VEW-AG in Dortmund erworben, die am 4.5.1926 die Gewerkschaft Alte Haase neu gründete.

Das Ende des Bergbaus in Bredenscheid schien aber längst besiegelt. Nur die modernere und mit der besseren Kohlenbasis ausgestattete Zeche Alte Haase II in Sprockhoevel profitierte von der Neugründung. Von dieser aus wurden später sogar unter den alten Bauten der Tiefbauzeche Johannsessen (Alte Haase I) noch anstehende Kohlen abgebaut.

Erst nach dem zweiten Weltkrieg im Rahmen der Kohle und Energiekriese keimte auch hier in Bredenscheid noch einmal der Bergbau durch Kleinzechen auf. So baute u.a. die Kleinzeche Wilhelm VI tagesnahe Restkohlenpfeiler ab. Auch die Kohlenwäsche und Verladung des Wilhelm Ascherfeld im alten Steinbruch direkt neben der Trasse westlich der Straßenquerung zeugte von diesem nochmaligem kurzen Aufflammen des hiesigen Bergbaus.

Und was ist heute noch zu sehen?
Da das Betriebsgelände von der hiesigen Mülldeponie überformt wurde, so gut wie nichts.
Wenn Sie von Hattingen auf der ehemaligen Bahntrasse/jetziger Fahrradweg das Gelände des ehemaligen Bahnhofs/jetzt Spielplatz überqueren, die Sandsteinbrücke unterqueren, sehen Sie nach ca. 50m rechts Bahnschienen liegen, die zur damaligen Ziegelei führten. Kurz davor erkennt man noch den Bahndamm zur Zeche, der in einem Bogen nach rechts abzweigt.
Das Grubenwasser läuft ca. 100m hinter der Sparkasse in Richtung Hattingen durch den Stollen Braut, dessen Mundloch sich links im Hang befindet, unter der Strasse durch in den Sprockhöveler Bach.

Uwe Peise, März 2015

Quellen

  • Gerhard Gebhardt, Ruhrbergbau, Essen 1957
  • HP-Magazin, Heft 1 1989, Seite 26

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